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don't mention the riesling

von Andrew Holloway Januar 11, 2025 2 min lesen.

don't mention the riesling

Was? Wie? Riesling aus London? Wächst der dank der globalen Erwärmung schon am Themseufer?

Ich war dieses Jahr in London und stellte fest, dass dort aktuell deutsche trockene Rieslinge total in sind. Normalerweise wertet man in englischen Wein-Marketingkreisen jede Verbindung zu deutschem Wein pauschal negativ. „German wine“ heisst hier zuallererst supersüß und billig. 

Klar, wie soll es auch anders sein, wenn 95% der deutschen Weine, die nach England exportiert werden, süße Plörre sind. Die Exporteure sind nicht ganz unschuldig daran. Dieses Image wird von ihnen sogar forciert, was anhand von Marken wie „Black Tower“ und „Blue Nun“ in jedem Supermarkt nur schwer zu übersehen ist. Es gibt sogar deutsche Gutsweine auf dem englischen Markt, die man als deutschen Wein niemals erkennen würde. Getarnt als Pinot Grigio in Bordeauxflaschen wird zum Beispiel Grauburgunder aus der Pfalz vermarktet.

Aber es scheint sich etwas bewegt zu haben, denn auf jeder halbwegs guten Weinkarte in London findet man inzwischen sauleckere deutsche Rieslinge.

Nicht leicht zu erklären, aber ich vermute einen Zusammenhang mit einem Generationswechsel und einer Journalistin.

Der Generationswechsel im Weinbau ist bekannt. Nach „jung und wild“ kam die „2. Generation“. Gab es vor 15 Jahren es eine Handvoll „moderner“ Winzer und vor sechs Jahren es vielleicht vierzig, sind es jetzt (geschätzt) sicher über 150. Der Trend zieht an uns vorbei, hieß es. Ha ha ha. Spitzenwein an jeder Ecke. Kein Korkmuff mehr. Kein Böckser. Das Prädikatssystem ist über Bord geworfen worden und muss sich neu erfinden.

Die Journalistin an die ich denke, ist Jancis Robinson. Sie berichtet seit 2013 über die aktuelle Revolution im deutschen Weinbau, und ihr scheinen die Weine wirklich zu schmecken.

Der britische Weinhandel hat auch erkannt, dass es eine neue Bezeichnung für die allerbesten trockenen deutschen Weine gibt: Großes Gewächs. „Gee Gee“ sagen die Londoner. Und so fand ich mich letztes Jahr auf einer Verkostung mit dem Namen „Großes Gewächs Tasting“ in der altehrwürdigen Middle Temple Hall wieder.

Fazit der Reise: Trockene Weine aus Deutschland sind im Begriff, international anerkannt zu werden. Riesling ist endlich cool.

Mal sehen, ob der Trend zu uns rüber schwappt.